Aus Venezuela (4): Wahlkampf und Venezolaner

Die lateinamerikanische Mentalität ist für Europäer etwas schwer zu begreifen. Zumindest die venezolanische, nach dem, was mir erzählt wurde, gilt das aber nicht nur für hier. Nachdem wir vorgestern einen Termin für gestern bezüglich eines Interviews mit dem stellvertretenden Präsidenten der Nationalversammlung gemacht hatten, begaben wir uns guter Dinge erneut in das schöne Parlamentsgebäude inmitten von Caracas. Da saßen wir dann ein wenig herum, bis wir dann doch einmal nachfragten. Der gute Mann war nicht da. Wahlkampf. Gut, ist eine wichtige Sache so kurz vor der Wahl. Aber man hätte uns das vielleicht dann doch sagen können. Meine Begleiterin fragte mich, wie lange man in Deutschland normalerweise warte — normalerweise wartet man eben nicht, Termine werden meist recht gut eingehalten, zumal solche mit Journalisten. Da ich mit der lateinamerikanischen Mentalität rechnete, also mit durchaus etwas Verspätung, war mir das Warten zunächst nicht komisch vorgekommen. Dass aber der Interviewpartner gar nicht da ist, damit hatte ich nicht gerechnet. Also wieder etwas dazugelernt. Wir versuchen es weiter, das Interview wäre nämlich schon schön.