Auszug

Auf dem Lateinamerikaportal amerika21.de erschienen am 29. September 2011 Auszüge aus drei Interviews sowie der Einleitung.

In der Tageszeitung junge Welt erschien am 17. September 2011 unter dem Titel „Der Sozialismus fängt mit dem Allerkleinsten an“ ein Vorabdruck aus dem Buch. In der Wochenendbeilage der Zeitung war das Gespräch mit Guadalupe Rodgríguez von der „Coordinadora Simón Bolívar“ in Caracas abgedruckt.

Was macht die Coordinadora Simón Bolívar?

Wir sind eine sozio-politische Bewegung, die im Herzen des Viertels entstanden ist. Wir kommen nicht aus dem revolutionären Prozeß selbst, sondern hatten schon viele Jahre des Kampfes hinter uns, als Hugo Chávez unser Anführer wurde, den wir nun unterstützen. Vorher waren wir in einer klandestinen Gruppe, unsere Bewegung wurde sehr stark unterdrückt. Egal was im Land geschah, in der Zeitung stand, daß die Coordinadora Simón Bolívar Urheber war. Wir wissen, was Repression in der Vierten Republik bedeutete. Heute machen wir das gleiche wie vorher, aber sie verfolgen uns nicht mehr. Sie reißen die Häuser nicht mehr ab.

Ich habe eine wichtige Aufgabe im Gemeinschaftshaus »Freddy Parra« – Freddy war ein Genosse, der gefallen ist –, das uns einen Freiraum gibt. Das Haus war eine Station der städtischen Polizei, die wir uns zurückgeholt haben. Wir mußten 39 Polizisten hier rausholen. Sie gehörten am 11. April 2002 zu den wichtigsten Akteuren beim Putsch gegen Chávez. Unsere Aufgabe im Jahr 2005 war, hier reinzugehen, sie herauszuholen und das zu verändern, was viele Jahre das Symbol der Repression gewesen war. Denn die Station wurde mit dem Ziel gebaut, die Leute zu unterdrücken, die kämpften. Z. B. schnitten sie uns bis zu fünf Tagen von so lebenswichtigen Dingen wie Wasser ab. Es war nicht nur das Viertel 23 de enero, alle Pläne der Repression im Westen der Stadt wurden von dieser Station her ausgearbeitet. Dieses Haus war das Symbol dafür. Wegen der großen Veränderungen, die es hier gab, nennen es heute sogar viele ein Haus des Friedens.

Wir sind hier hauptsächlich hineingegangen, damit das Radio »Sol de 23« senden konnte. Es ist eines der wichtigsten Kommunikationsprojekte der Coordinadora. Aber dabei blieb es nicht. Jetzt wird der Platz schon langsam knapp, denn jetzt läuft hier die Misión Robinson, die Misión Ribas (siehe Erklärung auf Seite 2 – d.Red.), wir haben einen Kinosaal, um den Leuten aus der comunidad, den Kindern und den Jugendlichen Filme zu zeigen, die einen bildenden und sozialen Inhalt haben und aus denen eine Diskussion entstehen kann. Der Saal ist technisch gut ausgestattet. Dann haben wir noch einen Buchladen des Südens, dort gibt es Bücher für ein, zwei, drei Bolívar. Sehr gute Bücher.

Wann ist die Coordinadora gegründet worden, von wem und was ist die Grundlage der Arbeit?

Die Coordinadora Simón Bolívar arbeitet seit Beginn der 1980er Jahre. Der Name entstand erst 1993. Zu dieser Zeit hat La Causa R viele Leute angezogen, heute sind sie zur Rechten gewechselt. Damals aber war das eine Partei, die uns ein bißchen Hoffnung gab. Es waren Leute, die aus der Linken kamen, und wir fühlten uns von ihnen repräsentiert. Damals gewann Aristóbulo Istúriz die Bürgermeisterwahlen in Caracas, und er war es, der uns sagte, daß wir uns zur Coordinadora umwandeln sollten. Das ging nicht nur an uns, sondern an viele der sozialen Bewegungen, denn so konnte er uns über die Verwaltung Mittel geben, damit die Volksbewegung arbeiten konnte. Bis dahin erhielten wir keine Hilfe vom Staat, leisteten aber eine wichtige soziale Arbeit in der comunidad. Also empfahl er uns, zur Coordinadora zu werden, also zu einer juristischen Einrichtung. Wir haben den Namen bis heute behalten und arbeiten weiter.

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