Aus Venezuela (5): Die allgegenwärtige Revolution

Der Gebrauch des Wortes “Revolution” ist hierzulande ein wenig inflationär. In der Metro beispielsweise findet eine Revolution des Transports statt. Geht es bei dieser Revolution darum, so viele Menschen wie möglich in eine Bahn zu stecken? Kommt einem zumindest immer wieder so vor, wenn man zu den Stoßzeiten sich den letzten eigentlich nun gar nicht vorhandenen Platz erquetscht hat. Wobei die Stoßzeiten eigentlich von morgens um acht bis abends gegen sieben andauern. Es ist also immer voll, nur gegen fünf ist es noch voller als voll. So richtig voll. Eine Revolution wäre es, wenn ein paar mehr Züge fahren würden. Wobei: Das ginge mit Sicherheit auch mindestens eine Nummer kleiner. Es wäre eine Verbesserung der Qualität, aber mit dem derzeitigen Zustand kann man auch leben. Es gibt aber auch eine Energierevolution, keine Frage. Schaut man in die Barrios, die uns hier in Antímano im Westen von Caracas umgeben, dann fallen insbesondere die weißen Lichter dem ins Auge, der von dieser Revolution weiß. Denn die weißen Lichter sind Energiesparlampen, die auf Initiative des Präsidenten seit über zwei Jahren verstärkt verwendet werden sollen. Auch auf den Packungen prangt natürlich das Wort der Revolution. In gewisser Weise stimmt es. Aber diese inflationäre Verwendung der Begriffe, Sozialismus ist ein weiterer, führt tendenziell zu ihrerer Verwässerung. Wie ist denn der Begriff des Sozialismus’ genauer zu bestimmen, wenn er einfach immer und immer und für alles und jedes verwendet wird? Wenn bei uns etwas modern ist, ist es hier sozialistisch. Aussagen tut das natürlich nichts. Insofern wäre es durchaus angebracht, ein wenig mehr auf die Verwendung der Begriffe zu achten.