Aus Venezuela (2): Public Viewing mit dem Präsidenten

Die Wahlen sind allgegenwärtig in Caracas. Heute morgen bekam ich von einem Pickup, auf dem sich eine Menge an Aktivisten befand, mein erstes Flugblatt mit den Kandidaten der Vereinigten Sozialistischen Partei in Antimano, Caracas ausgehändigt (der Kandidat und sein Stellvertreter eingerahmt von Chávez) und vom Dach meiner Herberge sind auch gleich Plakate mit eben diesen Kandidaten zu sehen. In der Stadt laufen überall Menschen mit roten T-Shirts herum, verteilen ebenfalls Flugblätter oder stehen an Ständen mit Musik und Wahlwerbung. Besonders ungewohnt war für meine Augen dann ein Szenario am Nachmittag. Chávez sprach live im Fernsehen. Im Zentrum von Caracas war ein Fernseher aufgebaut, es wirkt ein wenig wie eine der vielen Public-Viewing-Gelegenheiten zur Fußball-WM in Deutschland. Aber es war nicht Fußball zu sehen, auch nicht Baseball, der Nationalsport Venezuelas. Sondern eben Hugo Chávez. Er spracht live im Fernsehen und viele Menschen saßen vor dem Schirm und sahen interessiert zu. Man möge sich mal an seiner Stelle Merkel und den Fernseher in Berlin vorstellen. Gut, der Vergleich hinkt. Aber er allein zeigt schon den Unterschied zwischen Venezuela im Aufbruch — bei all seinen Problemen — und Deutschland.