Aus Venezuela (10): Als der Präsident ging, ertrank Caracas

Die große Abschlussveranstaltung heute mit Hugo Chávez in Caracas werden viele so leicht nicht vergessen. Nicht nur, weil Chávez erst um 13 Uhr auftauchte und die Aktivisten bereits zu um 9.30 Uhr mobilisiert wurde — das ist hier ja normal (siehe einen früheren Eintrag). Sondern weil das Ende ganz speziell war. Nach knapp zwei Stunden auf der Straße von Catia nach El Silencio in Caracas war über dem Plaza O’Leary bereits der Himmel bedrohlich dunkel. Aber Chávez ließ sich nicht beirren und richtete eine wenn auch kurze Rede an die vielen tausend Unterstützer, die ihm bis zur Abschlusskundgebung gefolgt waren. In etwa zu der Zeit, als er auf dem Wagen, auf dem er die den Massen zugewunken hatte, zu reden begann, begann auch der Regen. Erst waren es Tropfen, dicke zwar, aber nur Tropfen. Dann aber wurde es schlimm. Und schlimmer. Chávez war mittlerweile fertig und alles strebte in Richtung der nahen Metro-Station. Und es wurde noch viel schlimmer. Es schüttete so sehr, dass Caracas ertrank. Ich selber hatte in einer Passage Unterschlupf gefunden und blieb so recht trocken. Von oben. Denn auf einmal kam von unten das Wasser. Und es kam mehr. Und noch mehr. Die Straßen, die Fußwege verwandelten sich in Sturzbäche. Es gab kein Entrinnen, die Füße waren schnell durchnässt. Dem Präsidenten hingegen konnte das nichts anhaben. Er war wohl schnell ins Trockene geflüchtet und brach kurz darauf zum nächsten Termin auf.